08.09.2025

Startup Ausbildung! an der BS18: Vom Konzept zum Markt der Ideen

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Drei Monate lang beschäftigen sich Schüler:innen der Beruflichen Schule Hamburg-Harburg (BS18) im Rahmen ihres Wahlpflichtkurses intensiv mit unternehmerischem Denken und Handeln und entwickelten eigene Geschäftsideen. Ole Schröder ist Lehrer an der BS18 und leitete den Kurs. Er berichtet von seinen Erfahrungen.

Im Kurs entwickelten 22 Auszubildende eigene Geschäftsideen, planten deren Umsetzung und präsentierten schließlich ihre Ergebnisse bei einem „Markt der Ideen“. Ole Schröder, Lehrer für Wirtschaft und Sport an der BS18, hat den wöchentlichen Kurs über den gesamten Zeitraum begleitet. Für ihn ließ er sich gut in den Schulalltag integrieren und kam bei den jungen Menschen sehr gut an. Besonders die Praxisnähe habe überzeugt:

Die Schüler:innen fanden es am spannendsten, wenn sie wirklich an ihre Ideen arbeiten konnten – mit echtem Bezug zur Lebenswelt, wie etwa ein Modell mit einem 3D-Drucker herzustellen. Andere fanden es toll, dass sie Kontakte zu Unternehmen oder auch der TU Hamburg bekommen haben.“

Die Möglichkeit, eigenständig und kreativ zu arbeiten, wurde sehr geschätzt. „Die Schüler:innen waren richtig stolz auf ihre Ergebnisse. Das ist in dieser Ausbildung nicht selbstverständlich“, so Ole Schröder weiter. Einige der entwickelten Geschäftsideen wurden sogar über Kursende hinaus weiterverfolgt – ein deutliches Zeichen für die Motivation und das Engagement der Teilnehmenden.

Perspektivwechsel ermöglichen

Damit ein Kurs wie dieser erfolgreich verläuft, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Dazu zählt für Ole Schröder ein verändertes Rollenverständnis der Lehrkräfte. Statt klassischem Frontalunterricht sei individuelle Begleitung gefragt. „In so einem Setting muss man sich als Lernbegleiter und Coach verstehen“, sagt er. „Man nimmt sich zurück, gibt Impulse und unterstützt die Schüler:innen ganz gezielt.“ Auch Flexibilität im Kursverlauf sei wichtig. „Manche Gruppen wollten schnell loslegen, andere brauchten mehr Input. Deshalb sollte es immer Freiraum und didaktische Reserven geben.“ Ebenfalls sei die Gruppengröße nicht zu unterschätzen. Denn auch sie habe Einfluss auf den Lernerfolg. „Bei uns haben kleinere Gruppen bis zu 4 Personen besser funktioniert. Es kommt aber immer auf den Kurs und vor allem die Menschen an“, berichtet er.

Trotz des positiven Gesamteindrucks gab es auch Herausforderungen. „Unternehmerisch denken – und das in einem ganz klassischen Schulkontext – ist ein Widerspruch, den man erstmal überwinden muss“, erklärt Ole Schröder. Kreative Freiarbeit lässt sich im stark durchstrukturierten Schulalltag häufig nur schwer umsetzen. Vielen Schüler:innen fällt es entsprechend schwer, zwischen festem Unterrichtsrahmen und offenem Arbeiten umzuschalten – besonders am Freitagnachmittag. Deshalb sei es besonders hilfreich, außerschulische Lernorte einzubeziehen und abseits des gewohnten Schulsettings einen Perspektivwechsel anzuregen.

Vielfältige Kompetenzen stärken

Der Kurs bot den Schüler:innen die Möglichkeit, eine breite Palette an Kompetenzen zu entwickeln und auszubauen – von Teamarbeit über Medienkompetenz bis hin zu einem stärkeren Nachhaltigkeitsbewusstsein. Die Zeit für eine vertiefte Entwicklung dieser Fähigkeiten sei aufgrund der Kursdauer aber begrenzt gewesen. „Dafür bräuchte es längere Phasen – oder eine noch stärkere Integration in den Regelunterricht“, sagt Ole Schröder. Trotzdem zeigten sich bereits in kurzer Zeit Veränderungen: Die Auszubildenden setzen ihre Ideen kreativ und eigenverantwortlich um, bauten dabei ihre Kommunikationsfähigkeit aus und arbeiteten mit (neuen) digitalen Tools – zum Beispiel zur Erstellung von Erklärvideos mithilfe von KI-Anwendungen. „Der Kurs bediente die schulinternen BS18-Kompetenzen – Kollaboration, Verantwortung, Kommunikation und Medienkompetenz – auf vielfältige Art und Weise. Dies ließ sich sehr gut beobachten“, so Ole Schröder.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir aus Zeitungspapier ein Sandspielzeug herstellen können.“

Ole Schröder

Teamfähigkeit, Kommunikation, Problemlösefähigkeit: In der abschließenden Reflexionsrunde des Kurses wurde deutlich, wie sehr die jungen Menschen von dem Projekt profitiert haben. Aussagen wie „Ich habe aus dem Projekt mitgenommen, wie wichtig gute Teamarbeit, klare Kommunikation und strukturierte Planung ist“ oder „Es ist einfacher als gedacht, Ideen zu entwickeln und diese umzusetzen“ zeigen, wie wirkungsvoll das Format war. Der Wunsch nach mehr Projekten dieser Art im Regelunterricht wurde mehrfach geäußert.

Ausblick: Mehr Raum für Ideen

Die Schule denkt bereits über eine Weiterentwicklung des Konzepts nach. Ole Schröder hat dabei eine klare Vision und wünscht sich mehr Möglichkeiten außerhalb des Klassenzimmers: „Ein Ort, an dem Schüler:innen arbeiten können, Netzwerke aufbauen und Unterstützung finden – wie eine Bibliothek für Schüler-Startups. Das wäre mein Traum.“