13.06.2025

Interview mit Fedo Kranz

News Entrepreneurship Education Zukunftskompetenzen

„Entrepreneurship Education sollte es an jeder allgemeinbildenden Schule geben“

© DKJS/ Jenia Symonds

Im März 2025 war Fedo Kranz Teil einer Lernreise nach Österreich – gemeinsam mit Vertreter:innen aus Bildungsverwaltung, Praxis, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Entrepreneurship Education dort gedacht, in Lehrplänen verankert und im Schulalltag umgesetzt wird. Welche Eindrücke Fedo von der Reise mitgenommen hat und welche Ideen aus Österreich auch hierzulande inspirieren können, berichtet er im Interview.

 

Fedo, du warst der einzige Jugendliche auf der Reise. Wie war das für dich unter all den Erwachsenen?

Ich kann prinzipiell recht gut mit älteren Leuten zusammenarbeiten. Es gab sehr viel und sehr konkreten Input. Das fand ich super interessant, auch wenn ich manchmal nicht alles verstanden habe. Mit Entrepreneurship Education habe ich auch beim Gründungsmagnet zu tun, aber bei den politischen Sachen wusste ich manchmal nicht genau, was gemeint ist. Aber das fand ich nicht schlimm, ich bin ja auch kein Ministerialmitarbeiter oder Lehrer.

Wieso ist das Thema wichtig für dich?

Ich fand es persönlich für mich immer super wichtig. Ich wollte schon immer viel über Entrepreneurship lernen, aber in meiner allgemeinbildenden Waldorfschule wurde das nicht unterrichtet. Ich hab auch rumgefragt an anderen Schulen, auch an staatlichen, aber auch da wird es nicht oder nicht so tief unterrichtet.

Was genau wolltest du lernen? Wolltest du selbst eine Firma gründen?

Ich habe schon mehrmals versucht, eine Firma zu gründen, und interessiere mich für das ganze Thema Startup. Ich habe auch ein halbes Jahr lang in einem Startup gearbeitet. Es werden ja auch super viele Future Skills durch Entrepreneurship Education vermittelt und wenn wir mal gar nicht von Startups und Gründen ausgehen, sind da auch viele Soft Skills, die man erlernen sollte, die aber halt wirklich nicht vermittelt werden. Ich finde es aber super wichtig, dass man das mehr fördert, also Soft Skills wie Excel, Rechnungen schreiben, Persönlichkeitsbildung, eigenständiges Arbeiten oder Problemlösungskompetenzen.

„Was Österreich besser macht als wir in Deutschland, ist die Integration von Entrepreneurship Education in den Lehrplan. Vor allem an den deutschen allgemeinbildenden Schulen fehlt es so gut wie komplett.“

Fedo Kranz

Was genau macht Österreich denn besser als wir hier in Deutschland?

Was Österreich besser macht, ist die Integration in den Lehrplan. Zumindest die Ansätze von Entrepreneurship Education sind in den Lehrplänen der Schulen drin, das kann man schon in der Primarstufe sehen. So können auch die allgemeinbildenden Schulen davon profitieren. Was wir in Wien gesehen haben, was super funktioniert, sind diese Business Schools. Die haben wir in Deutschland auch und die funktionieren auch gut. Aber im Rest der Schulen nicht.

Wie könnte es deiner Meinung nach funktionieren, Entrepreneurship Education in Deutschland mehr zu fördern?

An unseren allgemeinbildenden Schulen fehlt Entrepreneurship Education fast komplett, es sollte es aber an jeder allgemeinbildenden Schule geben, weil das für unsere Zukunft wichtig ist. Ich will mir jetzt nicht anmaßen, zu sagen, was man dafür streichen sollte, aber vielleicht brauchen wir weniger Gedichtanalysen und müssen nicht dreimal lernen, was ein Jambus ist.

Wenn du an die Reise zurückdenkst: Was fandest du am spannendsten?

Am spannendsten fand ich die konkreten Beispiele, wie Entrepreneurship Education konkret aussehen kann, etwa in den verschiedenen Programmen von IFTE. Auch die Übungsfirma fand ich cool.

Eine Übungsfirma?

Das ist ein System, wo du in einer bestimmten Stufe oder Klasse quasi eine eigene Firma übernimmst und die dann führst und Produkte verkaufst. Im Grunde genommen ist das ein virtueller, nicht realer Markt. Von diesen Übungsfirmen gibt es inzwischen sehr viele in Österreich, das heißt, da gibt es jetzt einen wirklichen Markt und du kannst da viel verkaufen.

Du bist Vorstand beim Gründungsmagnet, dem Dachverband junger Gründungsinitiativen. Kannst du Erkenntnisse von der Reise auch für dein Engagement dort nutzen?

Ja, ich kann vor allem durch die Kontakte vom Gründungsmagneten viel weitergeben, vor allem an Stellen, wo sie wirklich an dem Thema Entrepreneurship Education arbeiten, also an Ministerien und Projekte. Und ich kann auch sehr viel weitergeben in unsere Schülervertretung, in der ich mich engagiere. Ich habe vor, das Inspirationspapier, das nach der Reise entstehen soll, an die Bundesschülerkonferenz zu geben – als Stimmungsgeber und Meinungsverstärker.

Weißt du schon, ob du später eine eigene Firma gründen möchtest?

Ja, das möchte ich gern irgendwann machen. Ich weiß noch nicht, in welche Richtung das gehen wird. Vielleicht werde ich auch nur mitgründen. Aber auf jeden Fall steht für mich fest, dass ich in Richtung Wirtschaft und Entrepreneurship gehen möchte. Aber für eine konkrete Studienrichtung habe ich mich noch nicht entschieden.


Fedo Kranz ist 17 Jahre alt, Waldorfschüler in München und Vorstand des Gründungsmagnet.